Dinge benennen zu können ist ein großartige Fähigkeit.
Ziele zu formulieren, Konflikte konstruktiv ansprechen oder sich auf den gemeinsamen Nenner zu verständigen: Alles wichtige Faktoren von Gesprächsführung. Wie erleichternd, wenn jemand artikulieren kann wie sie sich fühlt, was sie braucht, was ihre Wünsche sind oder was der nächste Schritt sein könnte. Verbale Kommunikation führt und gestaltet.
Aus welchem Grundgefühl entspringen unsere Worte?
Worte sind aber auch oft irreführend. ich bleibe in einer Anschauung als Schutzmechanismus hängen, um Unerfülltes nicht zu spüren. Wie viele Geschichten erzählen wir uns, wo darunter eigentlich Unterdrücktes und Ängste liegen? In unserem System teils lange gespeichert und wir nicht spüren wollen bzw. können?
Nicht dass Angst und Vorsicht falsch wären. Sie sind ein wichtiger Wegweiser für Sicherheit und Schutz von Leben. Aus ihr zu Agieren und weitere Mangel-Geschichten zu verbreiten ist allerdings selten sinnvoll und eher ein Fluchtweg nach Außen.
The way out is in
Thich Nhat Hanh
Um vom Reden auch ins Spüren zu kommen braucht es Mut. Es braucht Ermunterung mit den Geschichten und Konzepten zu sein, die sich verankert haben und sich zu wiederholen scheinen – in verschiedenen Facetten. Der Weg in eine tiefere Schicht ist ganz einfach: Wo spürst du das im Körper, wenn du sprichst. Enge im Hals, pochen im Herzen? Dieser Schritt ist so radikal wie komplett einfach. Nur haben wir es verlernt, uns selbst wirklich wahrzunehmen. Und dann reden wir von etwas, was nur einem Anteil von uns ent-spricht.
Eine Teilnehmerin berichtete nach einem Embodied Communication Kurs: Ich habe schon jahrelang Selbsterfahrung und Gewaltfreie Kommunikations-Praxis. Aber das ist das erste Mal, dass ich nicht nur sage, dass ich wütend bin und dann weiter daraus agiere. Sondern dass ich sie wirklich spüre – das bin ja ICH, das ist ja meine Lebendigkeit, ich fühle mich jetzt so kraftvoll. Und schäme mich auch nicht mehr dafür.
Spüren ist silber, Reden ist gold?
Also ist spüren jetzt die Antwort auf all unsere Fragen? Nein, das wäre wieder zu viel des Guten. Es gibt auch Momente, wo ich eigentlich genau spüre, was dran ist, und trotzdem sage oder tue ich es nicht. Auch das nennt die Kommunikationspsychologin und Visionärin Ruth Kohn Inkongruenz. Wenn ich etwas anderes sage als ich innerlich erlebe. Das ist manchmal auch dienlich im Sinne einer selektiven Authentizität, weil immer sagen, was ich wahrnehme schon sehr anstrengend sein kann – für mich und andere.
Der Körper lügt nicht
Schwierig wird es, wenn ich selber meinen Aus-Reden glaube – auf Dauer ein Garant für eine Krise. Wenn ich selbst glaube, was ich sage, auch wenn mein Körper ganz was anderes spricht. Seit ich mir erlaube als Referent von meinem klopfenden Herzen zu sprechen, wenn ich vor Menschen stehe, die ich davor nie gesehen habe, habe ich meine Kongruenz im freien Sprechen gefunden. Es ist eine Kunst, meine Worten wirklich zu spüren und zu artikulieren, was ich spüre. Sie bringt mich in die Gegenwart. Hier findet Leben statt.
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