von Irma Pelikan
Manchmal brauche ich Augen von außen. Ein Echo, Resonanz, Feedback. Im Privaten genauso wie im Beruflichen – überall habe ich es mit Menschen zu tun die anders sind als ich und mich ganz aus ihrer individuellen Sicht wahrnehmen. Jeder Mensch wünscht sich, von anderen gesehen und anerkannt zu werden, und dadurch sich selbst mehr wahrzunehmen und kennenzulernen! Ist es also nicht ein Grund zum Feiern von anderen Feedback zu bekommen!? Oder zumindest eine Gelegenheit zur Klärung, Neuorientierung und persönlicher Entwicklung. Das will doch eigentlich jedeR, oder?!
„Ich will‘s lieber gar nicht wissen.“ Viele Menschen haben großen Respekt vor Feedback – sowohl vor dem Geben als auch vor dem Empfangen. Besonders in nahen Beziehungen oder in der Arbeit – wo eine schlechte Bewertung mir ganz schön unter die Haut gehen oder sogar existentielle Folgen mit sich bringen kann.
Dabei wird Feedback oft als Bewertung der Person mitgeteilt – oder gehört. „Hab ich das gut gemacht – bin ich wertvoll“ – „Hab ich‘s schlecht gemacht – bin ich schuldig“. In dieser Art von Feedback steckt eine gelernte Haltung von Rechtschaffenheit. Es gibt ein Richtig und ein Falsch und Menschen haben ein Recht dazu, andere zu verurteilen, die falsch gehandelt haben. Sie haben es verdient. Gefühle von Groll und Ärger tauchen auf, unangenehm für beide Seiten! Also lieber gleich lassen?
Vielleicht ist es eine Frage der Haltung. Denn die Richtig-Falsch Perspektive übersieht etwas Wesentliches, wo es sich lohnt wach zu sein: die menschliche Würde. Jeder Mensch hat seine eigene Souveränität und seine guten Gründe so zu sein, wie er ist. Wenn diese gute Absicht gesehen wird, fördert das mein Vertrauen in mich als Menschen. Richtig-Falsch Perspektiven stellen mich dagegen auf die Probe: Bleibe ich ich selbst oder passe ich mich dem Lob oder der Kritik an, in Perfektion oder Normierung? Als Mensch reifen heißt, mein Vertrauen in mich als Menschen festigen, nicht meiner Leistung wegen.
Gerade in Feedbacksituationen wirkt daher das Bedürfnis nach Würde wie ein hochsensibler Sensor und entscheidet, ob ich das Feedback annehmen kann oder es abtue bzw. dagegen rebelliere. Da lohnt es sich, ehrlich hin zu spüren und zu sagen, wie es ankommt. Denn ein Feedback zu geben ist schon mal ein großes Angebot für gemeinsames Wachsen, da freuen sich beide, wenn es dann auch wirklich beiträgt.
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